Samstag, 16. Februar 2008

Ein kleiner Toyota als Sardinenbüchse

Letzten Freitag machten wir - Ines, Amos, Volker, Johannes und ich - uns auf den Weg um dieses fremde Land ein wenig zu erkunden. Dankbarer fahrbarer Untersatz war der kleine Toyota von Volker, der sich nichts desto trotz anfühlte wie eine Sardinenbüchse, da es doch sehr eng war zu fünft in so einer kleinen Kiste. Die Reise startete in nördliche Richtung in die zumindest des nächtens lichtdurchflutete Stadt Jönköping - wie sich dies bei Tageslicht verhält sei noch zu eruieren. Dort angekommen durchstreiften wir die menschliche Bauansiedlung und machten uns auf die Suche nach einem gemütlichen Ort um ein Mahl einzunehmen. Fündig wurden wir, allerdings hatte dies mit Gemütlichkeit nur wenig zu tun - ein typisches mit fliesen architektonisch aufgewertetes Kebaprestaurant sollte es sein, in welchem wir Pizza bzw. Burger zu uns nahmen (war übrigens grauenhaft). Zumindest unser Ami war von der Lokalität begeistert, aber die haben da ja sowieso andere Ansprüche... Danach machten wir uns auf zu unserer nächtlichen Ruhestätte - einem Motel direkt neben der Autobahn mitten im Industriegebiet - herrlich! Die Zimmer stellten uns zufrieden, nach Besichtigung der Duschanlage - und Anlage trifft den Zustand trefflichst - man stelle sich ein Dixieklo umgebaut zur Dusche vor - wurde uns schnell bewußt dass wir diese Örtlichkeit nicht nutzen würden... Da der Abend eben erst angebrochen war durchkämmten wir das Industrieviertel und fanden sogar eine Bowlingbahn, bei der wir eine Runde Kugeln schmissen und dabei köstliches Bier genossen (soweit das hier halt geht). Ich brauche wohl nicht näher darauf eingehen, dass ich selbstverständlich bei dem Spiel am letzten Platz rangierete... Um 23 Uhr wurden wir dann hinauskomplimentiert und nachdem wir noch kurz bei einem Mopedunfall zugeschaut hatten ging es in die Tankstelle um Alkoholisches zu besorgen. Gott sei Dank hatte Amos noch wirkliches Bier vom Systembollaget besorgt, denn anderswo bekommt man ja keinen Alkohol über 3,5 %. Wir entschieden uns für ein 2,8 %iges Wasser namens "Pripps Blå", und nach einigen vielen Dosen gelang es und doch noch in einen rauschähnlichen Zustand zu gelangen. Wir formten sogar eine musikalische Gruppe und nahmen einen Blå-Song auf Amos' Diktaphon auf.


Am "Morgen" setzten wir unsere Reise fort, der ursprüngliche Plan war es nach Karlstad zu fahren um Vännern und Vättern (die beiden größten Seen Schwedens) zu umrunden. Trotzdem das Wetter nicht wirklich prächtig war, erfreute es mich durch die flachhügelige Landschaft zu fahren, welche sich durch viele kleine Seen, Wälder und den typischen schwedischen Grundstücken mit 2 - 6 kleinen, roten Holzhäusern auszeichnete. Übrigens wurde ich aufgeklärt, was es mit der roten Farbe auf sich hat: in Schweden wird durch den Abbau eines Rohstoffes, dessen Name mir leider entschwunden ist, rote Farbe hergestellt. Die Farbe ist nicht sonderlich teuer, weshalb sich diese die Mittelschicht leisten konnte - die ärmere Bevölkerungsschicht strich die Häuser, sofern sie überhaupt welche hatten, überhaupt nicht und die Reichen wiederrum zeigten ihren Status, indem sie ihre Residenzen gelb gestalteten. Wir hielten zufällig in dem kleinen, schnuggeligen Ort Vadstena - wie wir Montags darauf an der Uni erfuhren ein bedeutender schwedischer Pilgerort, da hier die Gebeine der einzigen Heiligen Schwedin St. Brigitta begraben liegen. Aufgrund unser Unwissenheit jedoch spazierten wir nur um die Burg herum und ein wenig am See entlang. Noch ein Stop war dann der Supermarkt ICA in Laxä, in dem wir uns Stärkung holten und indem kurioserweise 2,8 %iges Gösser und Zipfer-Bier verkauft wurde... Bei der Weiterfahrt setze ich mich dann ans Steuer und aufgrund dieser Tatsache, welche mit fehlender Unterstützung zusammentraf, wurde der angesteuerte Zielpunkt Karlstad dezent in südlicher Richtung verfehlt. Die Erkenntnis kam erst nach etlichen zurückgelegten Kilometern und da Ines sowieso unbedingt nach Göteborg wollte setzen wir unsere Reise dann auch in diese Richtung fort. Kurz "stärkten" wir uns noch bei der amerikanischen Fast-Food-Kette, die ich - ich kann es selber kaum begreifen - hier schon dreimal in Anspruch genommen habe... Es wurde beschlossen Göteborg nicht direkt sondern über Uddevalla anzusteuern - für mich ein unsinniger Akt in zweierlei Maße: erstens weil es mittlerweile sowieso schon dunkel war und wir von der Stadt sowieso nichts mehr sahen und zweitens weil mein Gehirn sich ebenfalls verdunkelte und es vorzog sich in den verdienten Ruhezustand zu begeben.

So kamen wir in Göteborg an und nach etwas längerer Suche fanden wir dann die äußerst nette Jugendherberge. Kurzfristig überlegte ich ob ich nicht in den Zug einsteigen sollte um nach Växjö zurückzufahren, da sich meine Laune aus diversen Gründen und meiner generellen Art ins dezent negative begeben hatte, doch ich beruhigte mich wieder etwas und blieb - Gott sei Dank. Denn wir gingen fort und probierten den Abend hindurch 4 verschiedene Lokale aus - Lokale, die ich hier in Växjö SCHMERZLICH vermisse, denn es waren ganz normale Pubs mit gemütlicher, AKZEPTABLER Musik und für Schweden recht günstigen Preisen. Und so war der Abend echt gemütlich und nett, trotzdem ich mich - aufgrund des zu intensiven Genusses von Bier - nicht mehr an alle Details erinnern konnte...

Des Morgens durchstreiften wir dann noch die Stadt. Eindruck: SSSSSSCHHHHHHHHÖÖÖÖNNNNNNNNEEEEEE Geschäfte, welche das Herz jeder Frau zum Höherschlagen bringen und ein bischen Wien-Leipzig-Feeling. Also viele Gebäude die wohl im 19. Jahrhundert im typisch europäischen Stil gebaut wurden. Aber der königliche Schlosspark, den wir zu Beginn für einige Zeit durchstreiften, war ein Gedicht für die Seele, da er mich ein wenig an den entzückenden Mönchsberg in meiner Lieblingsheimatstadt erinnerte, mit dem Unterschied dass hier immer wieder Felsblöcke verstreut sind und dass ein kleiner Wildpark existiert, in welchem auch Elche und Bären zu finden sein sollten - leider konnten wir zwar die Gehege, jedoch nicht die Tiere finden...

Sodann machten wir uns an die Heimreise und erneut ergriff ich, diesmal ohne orientierungstechnische Problem, das Steuer. Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden soweit ich mich entsinnen kann. Ein für mich äußerst erschreckendes Ereignis fand bei der Fahrt statt: da die Strassen hier eigentlich nur geradeaus gehen und ich leider nicht meine für mich so wichtige Autofahrermusik hören konnte und es hinzukommend noch dunkel war, geriet mein Geist für etwa eine Sekunde in einen abwesenden Zustand, weshalb sich das Auto kurz einmal ein wenig zu rechts der Strecke befand. Als mir das bewußt wurde, ward ich wieder hellwach und konzentriert und konnte mich auf die Dusche daheim freuen...

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