Die ersten Tage in Växjö...

So, jetzt habe ich also schon beinahe vier Tage hier verbracht und so manches hat sich ereignet. Freitag und Samstag ging es jeweils um 10 Uhr Morgens los - wir bekamen Einführungen in das Leben am Campus und generell in Schweden - die "Orientation Days". Unter anderem mussten wir uns auch vor gefülltem Hörsaal vorstellen, so bekamen wir auch einen Eindruck wie international es hier zugeht. Ich hatte ja anfangs "befürchtet", dass die Deutschen hier die "Großmacht" stellen werden (die Befürchtung lief dahin gehend, dass ich mein Englisch so nicht verbessern würde), aber dem ist nicht so - es gibt ungefähr gleich viel Deutsche wie Österreicher, zumindest jene welche in diesem Semester begonnen haben. Die Österreicher haben sich, soweit ich das mitbekommen habe, schon zu einem Kretzl zusammengetan, exklusive mir, aber das sind eh Wiener... ;) Dann sind ganz viele USAmis hier, genau so wie Südkoreaner, dann einige Mexikaner, Japaner (ganz lustige Typen, bitte schaut Euch das Nasenbohrbild an...), Chinesen, Franzosen, Kanadier, Spanier, Rumänen (mit denen ich schon meine Kenntnisse über ihr Land ausgetauscht habe), Bulgarier, Griechen und Finnen. Weitere Nationen sind mir momentan entfallen.

Es ist ja äußerst interessant zu beobachten wie sich Vorurteile gegenüber gewissen Nationen bewahrheiten oder eben nicht... Als Beispiel führe ich hier mal die Amis an: zu den Orientation-Days gehört auch, dass einige Polizei-Schüler (auf dem Campus ist übrigens die Police Academy...) uns über gewisse Regeln bzw. Gesetze aufklären, wir konnten natürlich auch Fragen stellen. Und, was war die erste Frage einer Amerikanischen Austauschstundentin: Are we allowed to have fire arms or other weapons? Police: In Sweden you are not allowed to have any weapons! Weapon-Lady (so heißt sie jetzt für uns): But we can have a knife or pepper spray, can't we? Police: No, none of these. Weapon-Lady: Are you serious????!!! Gut, mehr muss ich wohl nicht dazu sagen...

Das Wohnen mit Lena gestaltet sich sehr angenehm, wir haben in etwa den selben Rythmus, Essen ähnliche Sachen und wollen die selben Dinge. Trotzdem unsere Küche beinahe voll ausgestatten war, fehlte doch das wichtigste Utensil: eine Kaffeemaschine. Die hab ich mir Freitag Abend dann gleich im Supermarkt "Willy's" geholt, ein Riesengeschäft in dem man fast alles bekommt. Leider muss man einige Zeit wandern bis man dort angekommen ist und am Freitag mussten wir unsere Küche voll mit Kochbarem gestalten. Schon wieder konnte ich meine Muskeln trainieren, natürlich haben wir gleich um 70 Euro eingekauft... Und natürlich musste ein Sack reissen und genau ein äußerst leckeres Sugo entfleuchte und das Glas zerbarste... Naja, geschafft haben wir es auf alle Fälle doch noch in unsere Behausung. Was auch noch fehlte war das Bettzeugs - in meinem Tonnengepäck war lediglich eine Schaf-Kuscheldecke und zwei Schafpolster, aber weder Leintuch noch andere Bettwäsche. So musste ich also seine Vollausstattung kaufen, dies organisierten wir Samstags, genauso wie das Internetkabel, welches wir beim Media Markt kauften. Das war sowieso das Beste: habe ja im Willy's schon ein Kabel gekauft, doch blöd wie ich bin, stellte sich heraus dass dies ein Telephonkabel war, und wir verstanden nicht weshalb das Internet nicht funktionierte... Ein hübscher Schwede (bis jetzt der einzig Hübsche...) hat uns dann "geholfen" und uns informiert dass wir das falsche Kabel haben...

Als wir zu Media Markt fuhren durften wir das erste Mal eine Begegnung mit dem öffentlichen Verkehr machen, sprich Bus und Taxi benutzen. Erzürnenswert war ja schon, dass alle anderen nur 14 Kronen zahlen mussten (für den Bus) und ich 20! Studenten unter 26 bekommen nämlich einen günstigeren Tarif, aber nicht das man fragen würde wie alt man ist, nein, alles beruht auf Vermutungen... Und dann mussten wir mit dem Taxi weiter, weil die Busse am Wochenende nur sehr selten fahren und haben für eine Strecke von etwa 5 Minuten ganze 16 Euro bezahlt!!! Gott sei Dank waren wir zu 5... Aber dann haben wir ENDLICH unser geliebtes Internetkabel erhalten - unser imaginäre Weg zur Heimat...

Eigentlich sollten wir Freitags schon in ein Student Pub gehen (was eigentlich mehr eine Disco mit schlechter Musik ist...), da waren wir aber zu groggy, also probierten wir es Samstags Abend noch einmal. Aber: keine Chance da reinzukommen. Die sind nur von 10 bis 2 geöffnet und da ist ein Ansturm - kaum beschreibbar. Wir hätten uns also mindestens eine Stunde anstellen müssen und in eisiger Kälte (es ist hier wirklich Arschkalt, besonders der Wind...) warten, ungeduldig wie wir sind, gingen wir nochmals nach Hause um es dann erneut auszuprobieren, aber um halb eins dann wieder das selbe Spiel, weshalb wir beschlossen es uns daheim gemütlich zu machen. Der großte Ansturm erklärt sich wohl damit, dass in den Studenten Pubs ein Bier nur EUR 2,50 Kosten, Wodka-Orange EUR 5, und allein das Bier in einem Lokal in der Stadt EUR 10 kostet... Also kein Wunder.

Sonntags haben wir uns dann unser Heim noch ein wenig gemütlich gestaltet, hier am Campus ist ein Second Hand Laden und wir haben uns um EUR 20 ne Couch für unsere Wohnküche gekauft, äußerst gemütlich!!! Außerdem ein guter Schlafplatz für Gäste! Gott sei Dank haben uns zwei Deutsche Jungs beim Tragen geholfen, sonst hätten wir das Teil nie heimschleppen können! Abends wurden wir dann bei den Jungs von einer Schwedin bekocht. Die Jungs, Jo und Volli, sind kleine Freaks und haben doch tatsächlich einen Beamer mit, also gabs anschließend Privatkino, Dank der Gabe vom lieben Hias konnten wir uns "Clerks" ansehen.

Muss ja noch festhalten, dass ich hier äußerst wenig rauche, weil ich leider nur Nichtraucher kennenlerne, teils sehr impertinente, jetzt schaffe ich am Tag maximal 10, was für mich ja wirklich rekordverdächtig ist. Nichts desto trotz will ich diese geliebte Sucht nicht aufgeben, nur muss ich sie halt vermindern...

Ich habe jetzt sicher noch tausende Details vergessen, aber alles kann man halt nicht festhalten, das würde den Rahmen ja sowieso sprengen...