Samstag, 19. Januar 2008

Gateway to Växjö – Bodybuilding, sanfter Entzug und positives Ankommen







So, nun ist also Tag 3 in der neuen temporären Heimat. Und – endlich – ist auch der Weg zur Heimat nicht mehr so fern, denn schlussendlich habe ich es doch geschafft ins Netz zu kommen. Folgend also der ausführliche Bericht über das Abenteuer Anreise und den vielen Überraschungen im Land von Knäckebrot und Läderlappen.

Anreise:

Der Abschied aus der Heimat wurde mir sehr leicht gemacht, Emotionen schäumten über und ein hier nicht näher erwähnter Verwandter äußerte „Du tust immer so als wärst Du intelligent, aber in Wahrheit steckt da nichts dahinter!“. Also, jegliche Abschiedtrauer ward umgehend fortgeschickt. Irgendwie habe ich es dank der Hilfe von Dad, Gurki und Tom so grad noch in den Zug geschafft, mit einem Reisegut von rund 50 kg – ohne übertreiben, wenn es nicht sogar noch mehr war. (Schritt 1: Halterung des Trollies ist ausgerissen, mit Expander mehr oder weniger festgebunden). Für eine Verabschiedung blieb keine Zeit mehr, denn nachdem das Gepäck in den Zug gehievt wurde, ertönte auch schon das Pfeifen des abfahrenden Zuges.

Dann die erste Hürde: Umsteigen in München – und kein Trolly weit und breit in Sicht. Wie ich es mit all der Last dann doch geschafft habe, in den richtigen Zug zu kommen, bleibt mir bis heute ein Rätsel, es war wohl die Kraft des Überlebenswillens. Denn die Szenerie glich einer Tortur – ungläubige Blicke, Kommentare wie „Ich habe noch nie so einen großen Koffer gesehen“ oder „Wandern Sie aus?“ verstärkt durch die enorme, schier Tonnen-wiegende Last – der Gedanke des Aufgebens schlich stets durch meinen Kopf, gefolgt von Aggressionsanfällen ob der ausbleibenden Hilfe. (Schritt 2: Ziehhalterung des Trollies aus Unterbefestigung entwichen, Rückhievung nur temporär möglich) Die Fahrt nach Hamburg verging wie im Flug, die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit der heiß geliebten Knechtin tat so einiges dazu bei. Wider erwarten fiel mir der Entzug des blauen Dunstes gar nicht so schwer - ein zehnminütiger Stopp in Göttingen führte zu einem Auflauf von rund 30 – 40 Menschen innerhalb der nur wenigen Quadratmeter der Raucherzone – ein guter Teil davon arbeitende Zugbegleiter. Aus unerfindlichen Gründen keimte in mir das Verlagen nach „nahrhafter“ Fastfood-Nahrung des gelben Ms und ich konnte meine Gedanken kaum davon ablenken. Gott sei Dank wurde ich von Karo und Illy abgeholt und mein perverses Verlagen wurde dann letztlich erfüllt. Aufgrund der Tatsache dass ich Karo nur äußerst selten zu Gesicht bekomme, gab es in folgender Nacht auch nicht viel Schlaf – „gemütlich“ wurde der Abend ausgeklungen.

Nach 3,5 h wurde ich wiedererweckt und die Reise nahm ihren Fortlauf. Eigentlich sollte ich von Hamburg bis Växjö laut gebuchten Tickets noch drei Mal umsteigen, doch in Anbetracht des größenwahnsinnigen Gepäcks entschied ich mich in Kopenhagen den letzten Umstieg durchzuführen und mir ein Durchfahrtsticket Kopenhagen – Växjö zu leisten. Ein gar eigenartiges Ereignis ereignete sich kurz vor erreichen der Fähre Puttgarden – Rödby. Einige deutsche Kripo-Beamte durchkämmten den Zug und befragten einzelne Fahrgäste – vorwiegend jene welche „ausländisch“ aussahen – ob sie gefährliche Gegenstände mit sich führen würden – die Sinnhaftigkeit einer solchen Aktion sei dahingestellt… Nach der Fährenüberfahrt jedenfalls entdeckte eine Mitreisende, dass währenddessen ihr Koffer geöffnet, durchsucht und nicht mehr verschlossen wurde. Passiert ist dann aber nichts mehr. Äußerst eigenartig… Naja, auf jeden Fall dauerte die Fahrt zwischen Kop und Växjö noch zwei Stunden.

Natürlich wurde ich bei der Ankunft von den Personen des International Offices ob meines Gepäckvolumens belächelt, doch Gott sei Dank war ich nicht die einzige mit solch enormen Ausmaßen – eine französische Zwergin hatte – natürlich gemessen an ihrer Größe bzw. Kürze – annähernd soviel Gepäck wie ich. Witzigerweise half man mir umgehend – sie jedoch musste ihre Sachen weiter schleppen… ein Anzeichen dafür, dass ich mich wohl wirklich als Sklaventreiberin eigne… So, nun wurden wir noch kurz auf die Uni gebracht um den Mietvertrag zu unterzeichnen. Wie der Teufel es so will „befahl“ man uns unser Gepäck auszuladen und in die Uni mitzunehmen. Ich habe extra gefragt, ob wir die Sachen nicht vorerst im Auto lassen können (Gott sei Dank ein Bus, in ein normales Auto oder einen Kombi hätten meine Sachen niemals reingepasst…), man verneinte dies mit der Begründung dass uns jemand anderer in die Unterkunft führen würde. Nun begann der äußerst spannende Teil, denn ich habe ja befürchtet, dass ich mir mit jemanden ein Zimmer teilen muss, was mich dazu gebracht hätte mir selbst was anderes zu suchen, denn das will ich keinem zumuten (am wenigsten mir selbst…). Auf jeden Fall kam kurz danach große Erleichterung, denn ich erfuhr dass ich mir mit Lena, einer Studentin aus Berlin ein Apartment teilen werde, jeder hat sein eigenes Zimmer, geteilt werden Bad und Küche.

Nun also ging es zurück zum Bus (natürlich derselbe, ich verfluche bis jetzt diejenige Person, welche uns veranlasste das Zeugs raus und dann wieder reinzuhieven…) und ab nach „Stallvägen“ – so heißt der Teil wo unser Heim ist – DIREKT AM UNICAMPUS; nur 5 Minuten Fußweg zur Uni! Besser hätte es uns nicht treffen können. (Schritt 3: Räder des Trollies brechen 5 Meter vor dem Eingang zu unserem Heimteil, nun kann er endgültig entsorgt werden). Meinen Buddy – Margarita – habe ich auch schon kennen gelernt, sie ist extra vorbei gekommen obwohl sie samstags Klausur schreibt (hier schreibt man die Klausuren tatsächlich am SAMSTAG!!!). Mit Entzückung stellten wir fest, dass unsere Wohnung fast vollständig eingerichtet ist, zumindest was die Küchenutensilien betrifft. Manko: Lena’s Zimmer hat kein Deckenlicht, bei meinem Bett fehlen die Füße, was heißt dass ich am Boden schlafe mit dem Matratzen-Gestell. Natürlich habe ich gleich beschlossen im Zimmer zu rauchen (obwohl illegal), nach zwei Zigaretten hab ich mir das aber wieder aufgehört – die benutzen hier anscheinend eine böse Farbe für die Wände, die den Rauchgeruch etwa 10000000 Mal so stinken lässt wie bei uns… Oder vielleicht liegt das auch an der Winzigkeit des Zimmers. Ja, so wurde ich daran gehindert, mühelos in den Schlaf zu gleiten, da der Gestank unerträglich war… Doch dank der Strapazen der letzten zwei Tage – schließlich war ich rund 26 Stunden unterwegs – konnte ich dann doch noch ein wenig Ruhe erhaschen… Soviel zu der Anreise und Ankunft in meiner neuen temporären Heimat Växjö.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Su,
hört sich ja nach einer wirklich anstrengenden Reise an! Freut mich, dass du dein Einzelzimmer hast - die Wohnung sieht einladend aus.
Infos von mir folgen per Mail,
Bussi, Elke